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Friedrich S. Krauss "Studien zu Japan"

Verantwortlicher Autor: Schura Euller Cook Wien, 30.05.2020, 19:43 Uhr
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Wien [ENA] Friedrich Salomon Krauss und Tamio Satows Studien "Japanische Geschlechtsliebe Abhandlungen und Erhebungen über das Geschlechtsleben des japanischen Volkes" sind insofern tendenziös, als sie Randerscheinungen japanischen Sexuallebens als ethnographische Besonderheiten hinstellen. In Japan, wie in jedem anderen Land, ist Sexualität zuerst einmal ganz natürlich und findet im Familienleben seine Formen der Intimität.

Dass Krauss in der Lage war, relativ viel wissenschaftlich interessantes Material zu finden, hat auch damit zu tun, dass es in Japan eine lange Tradition erotischer Literatur gibt, die aber eigentlich der gewerblichen öffentlichen Sexualität zuzuordnen ist. Das lange abgeschottete Land, hatte nichtsdestoweniger eine hochentwickelte Literatur, Kultur und Sprache, in der sich das Thema Erotik in allen ihren Spielarten relativ ungezwungen entfalten konnte. Die Taika-Reform im 7.Jahrhundert war für die Volksbildung unerhört wichtig. Die chinesische Sprache und Schrift wurde am Hof eingeführt und die ersten Buddhistischen Klöster gegründet. Die Tempel richteten Volksschulen "Terakoya" ein, an denen alle, auch Frauen teilnehmen konnten.

Auch entstand ein Verlagswesen für Unterhaltungsliteratur, das später auch für erotische Kunst genutzt wurde. Der Farbholzschnitt entwickelte sich zu einer beliebten Form für sexuelle Darstellungen wie zum Beispiel "Die Fraueninsel" von einem Schüler Hokusais, wo die explizite Darstellung von Genitalen meisterlich gelöst wird, sodass sich die Pornografie im alten Japan immer innerhalb ästhetischer Grenzen bewegte. Krauss, 1859 in Kroatien geboren, studierte in Wien zu einer Zeit, als menschliche Sexualität ins Visier der Wissenschaft geriet. Er übersetzte die "Traumdeutung" des Wahrsagers Artemidor aus dem 2.Jahrhundert, auf die sich später Freud bezog. 1908 unterstützte Krauss die Gründung der Zeitschrift für Sexualwissenschaft.

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