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Chanukka 1917

Verantwortlicher Autor: Sharon Oppenheimer Tel Aviv, 30.11.2021, 05:30 Uhr
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Tel Aviv [ENA] Am Chanukkafest vor 104 Jahren bot der Bürgermeister von Jerusalem Hussein Al Husseini den Vorposten der britischen 60. Division die Kapitulation der Stadt an. General Edmund Allenby akzeptierte die Kapitulation und zog zwei Tage später in die Stadt ein, nicht hoch zu Ross, wie ein Eroberer, sondern zu Fuß wie ein Pilger betrat er Jerusalem. Somit endete die 400-jährige osmanische Herrschaft über Jerusalem.

Mit Kriegsbeginn 1914 wurde Cemal Pascha Militärbefehlshaber und Generalgouverneur von Syrien und mitverantwortlich für den 1915 von der jungtürkischen Regierung angeordneten Völkermord an der armenischen Bevölkerung des Osmanischen Reiches. Als „Evakuierung“ getarnt, war dies in Wahrheit eine von der türkischen Führung zentral organisierte „endgültige Lösung“ dieses Minderheitenproblems durch Völkermord. Sehr hart ging Cemal in der Provinz Syrien (Süd-Syrien nannten die Muslimen das heute Israel) sowohl gegen arabische Nationalisten wie auch gegen Juden vor.

Im Frühjahr 1917 ordnete er die „Umsiedlung“ von Juden aus Jaffa an, die der Kollaboration mit dem britischen Feind beschuldigt wurden, und erwog darüber hinaus, auch die jüdische Bevölkerung Jerusalems deportieren zu lassen. Es kam zu Ausschreitungen und Morden durch die osmanische Armee. Die Katastrophe wurde nur durch ein Veto des deutschen Auswärtigen Amtes verhindert, warum auch immer. Die militärischen Erfolge Cemals als Oberbefehlshaber der 4. Armee in Syrien waren gering. Angriffe auf das britische Ägypten verliefen 1915/16 unglücklich: weite Teile des Nahen Ostens und der heutige Irak gingen an die Briten verloren.

Unter seiner Herrschaft verhungerten etwa 1000 Menschen in Jerusalem und mehr als Tausend flohen aus der Stadt, die plötzlich von einer Heuschreckenplage biblischen Ausmaßes heimgesucht wurde. Nur die Nahrungslieferungen einer jüdischen Organisation aus dem damals noch neutralen USA verhinderten weitere Hungertote. Nach den Niederlagen der Türkischen Streitkräfte im Jahr 1915 gegen Briten und Beduinen, befand sich Cemal Pascha ständig in der Defensive. Türkische Soldaten desertierten, weil es nichts mehr zu essen gab. Die Deutschen sollten sie deshalb ersetzen.

Ende September 1917 erhielt Erich von Falkenhayn, der Erfinder der Knochenmühle von Verdun, das Oberkommando über die osmanisch-deutschen Truppen und richtete am 5. November auf dem Ölberg in der Auguste-Viktoria-Stiftung sein Quartier ein. Von Falkenhayn hatte Mustafa Kemal, später bekannt als Kemal Atatürk, den Gründer der Türkei als Oberkommandeur abgelöst. Deutsche Truppen, etwa 15 000 Soldaten wurden in Jerusalem stationiert. Sie sollten sich ganz zuhause fühlen: das Transportwesen lag in den Händen der schwäbischen Templer, die später zu Nazi-Kollaborateuren mutierten. Seit der peinlichen Visite Kaiser Wilhelms II anno 1898 gab es sogar eine deutsche Post und eine deutsche Bank.

Frühzeitig hatte das auswärtige Amt sieben deutschsprachige Schulen und medizinische Einrichtungen gegründet, um Einfluss vor Ort zu gewinnen. Unter den deutschen Truppen befand sich das pure Böse: Franz von Papen, der spätere Reichskanzler der Weimarer Republik und Steigbügelhalter Adolf Hitlers und Rudolf Hoess, später Kommandant von Auschwitz und Massenmörder, der sich bepinkelte, als die Polen ihn hängten. Im Juni 1917 wurde Edmund Allenby zum Oberbefehlshaber der britischen Truppen in Ägypten ernannt und begann mit einer erfolgreichen Offensive. Er setzte auf seine ausländischen Truppen aus Australien, Neuseeland und Indien.

General Allenby verfügte über keine genauen Karten der judäischen Berge, aber er hatte die Sikhs, Indiens legendäre Krieger. Zwei blutige Kriege hatte es den Briten gekostet das Sikh-Reich, den letzten gut organisierten, kriegerischen Staat auf dem indischen Subkontinent zu zerschlagen. Wäre nicht Verrat im Spiel gewesen, wäre dem Britischen Empire vermutlich nicht der Sikh-Staat mit seinen sagenhaften Schätzen in die Hände gefallen. Danach waren die Briten dazu übergegangen, die Sikhs für ihre Armee zu rekrutieren. Wie einst Samson, so schneiden sich die Sikhs nicht die Haare und konsumieren keinen Alkohol.

Ihre militärischen Erfolge in Allenbys Kampagne waren fast übermenschlich: nur wenige Monate später z. B. besiegten zwei Sikh-Bataillone in einem Handstreich in Haifa die dort stationierten osmanischen Truppen und deren Verbündete. Am 9. November begann es zu regnen und der Regen flutete die Wadis. Vier Tage später verlegten die Briten ihr Hauptquartier nach Nahal Soreq, dort wo einst Delilah Samsons Haare abgeschnitten hatte und ihn damit seiner Kräfte beraubte. Trotz aller Widrigkeiten gelang es ihnen die Verteidigungslinie der Osmanen und ihrer Verbündeten zu durchbrechen.

Am 1. Dezember dürfte bereits allen Beteiligten klar gewesen sein, dass das unmittelbare Ende der türkischen Herrschaft in Jerusalem bevorsteht. Allenby hatte die Stadt fast vollständig umzingelt und wollte auf alle Fälle Kampfhandlungen in und um Jerusalem vermeiden. Eine wichtige Rolle spielte die britische Luftwaffe: sie ließen ihre Flugzeuge in so geringer Höhe über die Stadt fliegen, dass die türkischen Soldaten befürchteten, dies bringe die Gebäude zum Einsturz. Während des 8. Dezembers regnete es ununterbrochen und Chetwode startete einen erneuten Angriff, um den Höhenzug westlich von Jerusalem einzunehmen. Gegen Abend zogen sich die Türken zurück.

Im deutschen Hauptquartier hatte man begonnen über den Sinn und die Sinnlosigkeit einer weiteren Verteidigung Jerusalems zu diskutieren und letztendlich beschloss man die Stadt zu räumen und nach Nazareth abzuziehen. Am Morgen des 9. Dezembers nach kurzen Kampfhandlungen verschwanden die letzten verbleibenden osmanischen Truppenteile vom Ölberg in Richtung Michmash. Der Bürgermeister Hussein Al Husseini zusammen mit einigen anderen Würdenträgern der Stadt bot den Briten die Kapitulation an. Allenby stellte Jerusalem zunächst unter Kriegsrecht und wartete noch weitere zwei Tage ab bis er mit seinen Truppen offiziell einmarschierte.

Er betrat die Stadt durch das Jaffa-Tor und zu Fuß, wie ein Pilger, ganz anders als einst Kaiser Wilhelm II. für den man eine Bresche in die Stadtmauer schlagen ließ, damit er hoch zu Ross wie ein Eroberer mit seinem Hofstaat Einzug halten konnte. Es war Chanukka und fast die gesamte Stadt war an diesem Tag auf den Beinen um General Allenby und seine Soldaten zu begrüßen. Augenzeuge Major Vivian Gilbert beschreibt es Jahre später in seinem Buch „The romance of the last crusade : with Allenby to Jerusalem“.

In dieser Zeit entstand das Lied „Hava Nagila“, so wie wir es heute kennen. Ursprünglich ein chassidischer Niggun, der durch die Bearbeitung von Abraham Zvi Idelsohn zu einem Evergreen wurde. Manche Quellen sprechen davon, dass es bei dem Einmarsch der Briten nicht „G-d save the King“, sondern „Hava Nagila“ von den Jerusalemern gesungen wurde. Der Krieg war damit noch nicht gewonnen und die Kämpfe im Land sollten noch andauern, doch an diesem Chanukkafest hatten sich über 2500 Jahre alte Prophezeiungen erfüllt.

Die britische Luftwaffe hatte in den Tagen vor der Übergabe die feindlichen Soldaten aus den Stellungen getrieben und weiteres Unheil vermieden, die in einer Zerstörung der Stadt hätte enden können. Jesaia hatte einst prophezeit: „Und der HERR wird Jerusalem beschirmen, wie Vögel es tun mit ihren Flügeln, er wird beschirmen und erretten, schonen und befreien.“ JESAJA 31:5 Der Prophet Haggai hatte vorausgesagt, dass Jerusalem am 24. Kislev befreit werden würde: „Nun aber achtet doch darauf, wie es euch ergehen wird von diesem Tag an und fernerhin - vom vierundzwanzigsten Tage des neunten Monats an ..." (HAGGAI 2:15,18). Das Jahr hatte Haggai jedoch nicht verraten.

Der 24. Kislev fiel im Jahr 1917 auf den 9. Dezember, an diesem Datum hatten die letzten osmanischen Truppen die Stadt verlassen und der Bürgermeister trat vor die Tore, um die Schlüssel Jerusalems an die Briten zu übergeben. Der Prophet Daniel nannte 1335 ((DANIEL 12:12 ) als den Zeitpunkt der Befreiung, aber mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass wir es erst viel später in der Geschichte verstehen würden. Das Jahr 1917 des gregorianischen Kalenders entspricht in etwa dem Jahr 1335 der islamischen Zeitrechnung. Hatten General Allenby und sein Umfeld von den Prophezeiungen gewusst? Es ist anzunehmen.

In Gilberts Buch „The romance of the last crusade : with Allenby to Jerusalem“ wird mehrmals auf eine Prophezeiung hingewiesen. Die Eroberung Jerusalems durch die Britische Armee wurde als "Weihnachtsgeschenk für das britische Volk" gepriesen. Die Geschichte hat bewiesen, dass es sich nicht um ein Weihnachtsgeschenk für das Britische Empire handelte.

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